Forum BürgerEnergieWende Schaumburg 2016

08.03.2016 Bad Nenndorf.

 

Komplett erneuerbare Stromversorgung ist machbar

 

 

Der Pariser Klimagipfel verpflichtet uns zum Handeln

 

 

Bei der inzwischen schon traditionellen Veranstaltung des Vereins „BürgerEnergieWende Schaumburg e. V.“ kamen in der Wandelhalle in Bad Nenndorf rund 150 Gäste, darunter viele Entscheidungsträger aus Politik (u.a. Katja Keul MdB Bündnis 90/Die Grünen), Wirtschaft und Verwaltungen unter der Schirmherrschaft des Landrats mit hochkarätigen Referenten zusammen.

 

Die sehr informativen Vorträge wurden im Plenum und anschließend bei einem kleinen Imbiss noch sehr rege diskutiert. Veranstalter und Teilnehmer waren sich einig, dass der Abend sehr bereichernd war.

 

 

Manfred Görg führte als Vorsitzender des Vereins in das Motto des Abends „Nach dem Weltklimavertrag von Paris – Verpflichtung, Aufgaben und Chancen für Schaumburg“ ein. Seine Einschätzung: Die Einigung der Staatengemeinschaft der Welt in Paris auf notwendig ehrgeizige Ziele zur Klimastabilisierung macht Hoffnung und verleiht der Arbeit des Vereins Schub. Umgesetzt werden müsse dies jetzt aber durch die Regierungen und letztlich vor Ort. Da behindere die Bundesregierung derzeit eher den erforderlichen schnelleren Umstieg auf Erneuerbare Energien und den geordneten Ausstieg aus der Kohle. Und vor Ort behinderten wir uns beim notwendigen weiteren Ausbau der Windenergie selbst, in dem viele diesen mehr als Bedrohung und nicht als  Chance empfänden. (Die ausführlichen Fassungen der Vorträge finden Sie nachstehend unter "Weitere Informationen".)

 

 

Der Bürgermeister der Samtgemeinde Nenndorf, Mike Schmidt, berichtete mit Stolz, dass seine Kommune schon jetzt kreisweit einen Spitzenplatz in der in der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien belegt. Man habe mit der Ausweisung neuer Vorranggebiete für Windenergie im Flächennutzungsplan seine „Hausaufgaben“ erfüllt und werde damit in Zukunft den gesamten Strombedarf der Samtgemeinde aus erneuerbarer Erzeugung decken können. Dennoch werde man sich darauf nicht ausruhen und weitere Anstrengungen beim Ausbau der Erneuerbaren Energien unternehmen.

 

 

In einer „Rückschau mit Blick nach vorn" berichtete Landrat Jörg Farr von den vielfältigen Aktivitäten des Landkreises im Bereich der eigenen Liegenschaften, aber auch zur Erschließung von Effizienzpotentialen im Gebäudebestand und bei Unternehmen. Er betonte die Notwendigkeit, vorhandenes Wissen zu teilen und insbesondere die Jugendlichen einzubeziehen. Zusammen mit der Klimaschutzagentur Hameln-Pyrmont bewerbe sich der Landkreis zur Zeit um eine erweiterte Förderung des Klimaschutzes aus Bundesmitteln.

 

 

Mit dem ehemaligen Präsidenten des renommierten Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie und Träger des deutschen Umweltpreises von 2014, Prof. Dr. Peter Hennicke hatten die Veranstalter einen der bedeutendsten Vordenker der Energiewende nach Bad Nenndorf geholt. In seinem eindrucksvollen Vortrag arbeitete er heraus, dass die Energiewende kein deutscher Sonderweg sei, sondern ein weltweiter notwendiger Prozess einer „großen gesellschaft­lichen Transformation“. Dieser finde im Rahmen eines Generationen­vertrags statt: Die Mehrinvestitionen in den Umbau senken Kosten und Risiken für morgen. An vielen Entwicklungen und Beispielen aus aller Welt stellte er eindrucksvoll dar, mit welchen Strategien das erreicht werden kann, welche Aufgaben sich den einzelnen Handlungsebenen stellen, und was dies für die Kommunen bedeutet. Mit kritischen Worten bewertete er die aktuellen Entwicklungen auf Bundesebene - wie das Ausbremsen des Ausbaus der erneuerbaren Energien vor allem durch die EEG-Reform,  die Blockadehaltung gegen eine wirksamere Effizienzrichtlinie der EU oder die Forderungen der (Braun-) Kohle-Lobby nach Festschreibung einer unverzichtbaren Rolle als „Brückentechnologie“ bis etwa Mitte des Jahrhunderts – was alles so gar nicht zu den Zielvorgaben aus Paris passt.

 

 

Burghard Massante,Vorstand der im Oktober des letzten Jahres geründeten BürgerEnergieGenossenschaft Schaumburg eG gab grünes Licht für Beteiligungen an der eG in Bürgerhand. Das bedeutet nicht nur Realisation sinnvoller EE-Projekte, es bedeutet vor allem, dass die Wertschöpfung zunehmend in Schaumburg stattfinden kann. Die Genossen­schaft bietet den rechtlichen und wirtschaftliche Rahmen dafür. Anteile können ab sofort erworben werden – Stimmrecht inklusive.

 

 

Dipl. Ing. Kaspar Knorr vom Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystem­technik (IWES) in Kassel räumte in seinem Beitrag mit der weitverbreiteten Vorstellung auf, dass eine sichere Stromversorgung nur mit konventionellen Großkraft­werken gewährleistet werden kann. Hintergrund seines Beitrags war die Leitung eines entsprechenden Projekts mit dem Titel “Kombikraftwerk 2“. Er präsentierte in seinem Vortrag sehr anschaulich in Stunden­schritten über ein Jahr mit realem Wetter, wie die räumlich kleinteilig abgebildete Stromnachfrage jederzeit durch das Zusammenwirken von Stromerzeugung vor allem aus Wind und Photovoltaik, durch Einsatz von Speicher­techno­logien, Nachfrage­management und durch räumlichen Ausgleich über die Transport­leitungen gedeckt werden kann. Die Untersuchungen seines Projekts zeigen u. a. auf, dass zumindest die Südlink-Trasse für die Stabilisierung des Netzes und den großräumigen Ausgleich sehr hilfreich ist.

 

 

In der anschließenden Podiumsdiskussion kamen vor allem die Zuhörer mit Fragen und Beiträgen zu Wort. Deutlich war zu spüren, dass dieses Thema für alle Teilnehmer von hoher Bedeutung ist. Kontrovers blieb die Einschätzung des weiteren Zubaus der Windenergie und der Rolle des Landkreises dazu. Hier sollen weitere Veranstaltungen des neu gebildeten „Kompetenzteams Wind“ und Gespräche mit dem Landkreis folgen.

 

 

Die Veranstaltung klang mit angeregten Gesprächen bei einem kleinen Imbiss im Vorraum aus.

 

Dass es nicht nur trocken zuging, sondern mit viel Sympathie und Freundlichkeit Raum für gegenseitiges Verständnis geschaffen wurde, ist vielleicht die Besonderheit des Bürgerenergie ­Forums Schaumburg 2016 in Bad Nenndorf gewesen.

 

Der Vorstand dankt den Sponsoren, dem Vorbereitungsteam, den Referenten, den interessierten Teilnehmern und dem aufmerk­samen Personal der Wandelhalle für ihre wichtigen Beiträge zum Gelingen der Veranstaltung.

 

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Beginn 18 Uhr, Programm des Abends:

 

Begrüßung

Manfred Görg

Vorstandsvorsitzender BEnW

 

 

Grußwort

Mike Schmidt

Samtgemeindebürgermeister Nenndorf

 

 

Rückschau und Ausblick im Landkreis

Jörg Farr

Landrat des Landkreises Schaumburg

(Schirmherr der Veranstaltung)

 

Wissenschaftliche Visionen in die Praxis umsetzen

Professor em. Dr. Peter Hennicke

Träger Deutscher Umweltpreis 2014

ehem. Präsident Wuppertal Institut

 

Mission der neuen BürgerEnergieGenossenschaft Schaumburg eG

Burghard Massante

Vorstandsvorsitzender BEnGSHG

stv. Vorstandsvorsitzender BEnW

 

 

Kombikraftwerk 

100% Erneuerbare Energien sind möglich

Dipl.-Ing. Kaspar Knorr

Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES

 

Diskussion

Jörg Farr

Peter Hennicke

Kaspar Knorr

Manfred Görg

Burghard Massante

 

Moderation

Ruth Drügemöller (KEAN)

 

Anschließend Gedankenaustausch mit kleinem Imbiss

 

 

 

 

Wenn alle für die Energiewende sind, aber bitte nicht in ihrer Sichtweite, dann werden Energiewende und Klimaschutz scheitern. (Jürgen Trittin)

Fotoserien

Forum BürgerEnergieWende Schaumburg 2016 (DI, 08. März 2016)

Impressionen.