Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

Forum BürgerEnergieWende Schaumburg 2018

13.03.2018 Bad Nenndorf, Wandelhalle

 

Der Klimawandel schreitet voran,

ist Schaumburg vorbereitet?

 

Passend zum fünfjährigen Jubiläum der BürgerEnergieWende Schaumburg e.V. fand letzte Woche Dienstag das alljährliche Forum des Vereins in der Wandelhalle in Bad Nenndorf statt. Trotz Grippewelle fanden rund 110 Gäste den Weg in die Wandelhalle und konnte die hochkarätig besetzte Veranstaltung gerade mit Blick auf die Zielstellung, die hiesige Kommunalpoltik und die in der Sache verantwortlich tätigen Betriebe erreichen. Gleich zu Beginn wurden die Interessierten über den Vorstandswechsel an der Spitze der BürgerEnergieWende Schaumburg e.V. informiert. Verena Michalek aus Bückeburg ist als neue Vorstandsvorsitzende gewählt. Sie würdigte dankend Manfred Görg für seine langjährige Arbeit, die u.a. 2017 auch zur Umsetzung der ersten großen Bürgerwindenergieanlage in Schaumburg geführt hat.

 

Landrat Jörg Farr stellte in seiner Rede klar: „wir müssen jetzt weitermachen mit dem Masterplan 100 % Klimaschutz.“ Das Konzept für den Masterplan sieht vor, bis 2050 sämtlichen Strom für den Landkreis Schaumburg aus regenerativen Quellen zu gewinnen. Dabei geht es vorrangig um Solar- und Windenergie. Mit der Leitstelle Klimaschutz gibt es Unterstützung und es wurden schon viele Aktivitäten wie z.B. Energiesparmodelle an Schaumburger Schulen im Zusammenhang mit einem Aktivitätsprämienmodell eingeführt, die es heißt weiter zu entwickeln. Beratungsleistungen wie mit „Clever Heizen“ an 450 Hauseigner führten zu ausgelösten Umsätzen von etwa 6,5 Mio. € für das heimische Handwerk, so Farr. Es wird weitergehen mit der Gebäudesanierung und kündigte die Solardach- und Heizungskampagne für die nächste Gewerbeschau in Rodenberg an. Aber die Anstrengungen Treibhausgase zu reduzieren gehen noch weiter und treffen auch das Thema klimafreundliche Mobilität.

 

Mit einem lebendigen Fachvortrag startete Prof. Dr. Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft aus Berlin. Er zog den Bogen über die Klimaveränderungen der letzten Eiszeit bis heute und forderte eine kraftvolle Energiewende ein. „Mit dem aktuellen Tempo erreichen wir die Klimaziele nicht“.

Um mehr als 1 Grad ist die globale Durchschnittstemperatur seit dem Beginn der Industrialisierung gestiegen – fast ein Drittel dessen, was über 20.000 Jahren davor beobachtet werden konnte, so Quaschning. Daraus resultierend haben wir eine Zunahme von Extremwettereignissen mit weltweiten schweren Unwettern zu verzeichnen. Steigt der Bedarf an fossilen Energieträgern kontinuierlich weiter, dann ist ein Temperaturanstieg mit mehr als 4 bis 5 Grad bis 2100 möglich, laut Aussage des IPPC (Intergovernmental Panel on Climate Change).

 

Jedes Jahr was wir verlieren, wenn wir nicht nicht handeln, führt zur Potenzierung der Treibhausgase

 

Das Kohlendioxidbudget, das für das Einhalten des vom Pariser Klimaabkommens gesetzten 1,5-Grad-Ziels noch emittieren darf, wird voraussichtlich schon in den 2030er-Jahren erschöpft sein. Quaschning forderte, „wenn wir den Klimaschutz wirklich ernst meinen, brauchen wir 100 % erneuerbare Energien bis 2040, nicht erst weit nach 2050.“ Lösungsmöglichkeiten sieht er durch die Nutzung von Wind- und Solarenergie, Power to Gas mit Speicherung in bestehende Gasspeicher, ein Aus für den Verbrennungsmotor und einen Abschied von der Öl- und Gasheizung. Weiterhin setzte er auf einen baldigen kompletten Kohleausstieg. Darüber hinaus sieht er auch die Notwendigkeit den Lebensstil und die Ernährungsgewohnheiten zu überdenken, was zu Veränderungen in der Gesellschaft führen wird. Ein simpler Vergleich machte den Zuhörern verständlich, dass Techniken für den Klimaschutz schnell eingeführt werden können, denn wer hätte geglaubt, dass Mobilhandys innerhalb von zehn Jahren die Kommunikation bestimmen.

 

In einem weiteren Vortrag glänzte Thomas Kubendorff und stellte die Erfolgsfaktoren für eine Masterplankommune am Beispiel Steinfurt vor. Ein Landkreis, der viele Parallelen zu unserem Landkreis aufweist. Thomas Kubendorff sprach nicht nur als ehemaliger Landrat des Kreis Steinfurt, sondern als amtierender Nachhaltigkeitsbotschafter der Länderarbeitsgruppe 21 aus Nordrhein-Westfalen über große und kleine Beispiele zum Klimaschutz. Mit ihm kam ein Praktiker an das Rednerpult, der ganz deutlich die kommunale Verwaltung in die Pflicht nahm. Er unterstrich die Notwendigkeit des Handelns für den Klimaschutz.

 

Eine Verwaltung sollte über den Klimaschutz bestens informiert sein

 

Und dafür gilt es, die Verwaltungschefs für den Klimaschutz zu begeistern.

Im Kreis Steinfurt gelang es, ein Unternehmernetzwerk mit über 160 Firmen aufzubauen. Kubendorff beschrieb die win-win-Situation durch lokales und kommunales Handeln als Motor für eine nachhaltige Entwicklung. „Mit dem Willen zur nachhaltigen Entwicklung leisten diese Firmen heute ihren Beitrag zum Klimaschutz und verdienen daran.“ Eine besondere Rolle wies Kubendorff der Öffentlichkeitsarbeit zu. „Diese sei das A und O, um die Erfolge für den Klimaschutz zu transportieren.“ 

 

In der anschließenden von Frau Dr. Monika C.M. Müller moderierten Podiumsdiskussion ging es darum, wie in Schaumburg 100 % Klimaschutz erreicht werden kann. Klimaneutral zu bauen, insbesondere in öffentlichen Gebäuden ist ein guter Schritt in die richtige Richtung, anerkannte Manfred Görg die Leistungen von Landkreis und Leitstelle Klimaschutz. Aber das reicht bei weitem nicht aus, „wir sind nicht schnell genug beim Klimaschutz“, so der Landrat Farr. Zumal sich der weitere Ausbau der Windenergie in Schaumburg schwierig gestaltet. Drei Faktoren setzen dem Ausbau der Windenergie in Schaumburg Schranken, die dichte Bevölkerung, die Belange des Artenschutzes und drei Flugkorridore. Letztere verhinderten aktuell Windenergieanlagen bei Waltringhausen. Kubendorff empfahl einen Masterplan Windenergie mit Ampelflächen im Landkreis. Auch kam das Thema „volle Netze“ auf den Tisch und Kubendorff konnte auch hier auf seinen langjährigen Erfahrungsschatz zurückgreifen und forderte das direkte Gespräch mit den Energieunternehmen ein. Ganz unter dem Motto „lokal handeln, regional denken“, sollte auch eine mögliche Zusammenarbeit mit angrenzenden Regionen in Betracht gezogen werden. Insbesondere wenn es um das Thema Mobilität geht. Nach Quaschning muss der Klimaschutz eine Revolution sein, für die weiterhin Aufklärungsarbeit erforderlich ist. Dabei sind Veranstaltungen mit Vorträgen sinnvoll, aber weitaus vorteilhafter ist es, wenn die Menschen von der Energiewende profitieren und dieses finanziell honoriert bekommen. Dafür braucht es Projekte, die die Akzeptanz fördern, wie die ersten Wind- und PV-Projekte der noch jungen BürgerEnergieGenossenschaft Schaumburg zeigen.

 

Erstmalig haben wir die Wortbeiträge des Forums auf 2 Videos aufgezeichnet. Diese können auf Youtube angesehen werden:

1. Begrüßung, Jörg Farr, Volker Quaschning, Thomas Kubendorff (Dauer 1:42 Std.)

2. Podiumsdiskussion (Dauer 0:47 Std.)

 

Programm

 

Einlass 17:00 Uhr - Get Together

 

18:00 Uhr Begrüßung

Manfred Görg/Verena Michalek

BEnW

 

18:10 Uhr Moderation

Dr. Monika C. M. Müller

Studienleiterin Evang. Akademie Loccum

 

18:15 Uhr Masterplan 100% Klimaschutz

Jörg Farr

Landrat des Landkreises Schaumburg (Schirmherr der Veranstaltung)

 

 

18:30 Uhr Eine echte Energierevolution statt einer verkorksten Energiewende zur Rettung des Weltklimas

Prof. Dr. Volker Quaschning

Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (htw)

 

19:10 Uhr Erfolgsfaktoren der Masterplankommune Steinfurt

Thomas Kubendorff

Landrat a.D. Nachhaltigkeitsbotschafter der LAG 21 NRW, Kreis Steinfurt

 

(Bühnenumbau 19:40)

 

19:45 Uhr Podiumsdiskussion – Wie erreichen wir 100% Klimaschutz in SHG?

Jörg Farr

Prof. Dr. Volker Quaschning

Thomas Kubendorff

Manfred Görg/Verena Michalek

Moderation

Dr. Monika C. M. Müller

 

20:30 Uhr Ausklang mit Gedankenaustausch bei einem Imbiss

 

22:00 Uhr Ende der Veranstaltung

 

Im Foyer der Wandelhalle zeigten 6 Stände mit Produkten und Dienstleistungen für den Klimaschutz präsenz.

 

 

Wir brauchen keine Magie, um die Welt zu ändern. Wir tragen die notwendige Kraft in uns: die Gabe, uns etwas Besseres vorzustellen. (Joanne K. Rowling)

Fotoserien

Forum BürgerEnergieWende Schaumburg 2018 (DI, 13. März 2018)

Impressionen.

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Do, 15. März 2018

Bild zur Meldung

Weitere Meldungen

UNTERSTÜTZT VON:

wappen-samtgemeinde-eilsenSamtgemeinde Eilsen

wappen-stadt-bueckeburg

Stadt Bückeburg

wappen-gemeinde-auetal

   Gemeinde Auetal

MITGLIED BEI:

logo-bben

logo-bvgem

BEnGSHG