Technikdokumente

Eine nachhaltige Energieversorgung ohne Abhängigkeit von insbesondere nuklearen aber auch von fossilen Brennstoffen ist das vorrangige Ziel der Energiewende, für deren Sektoren Wärme und Mobilität sich dezentrale Energiestrukturen eignen, im Sektor Strom sind dezentrale wie zentrale dienlich, sie sollten sich aber nicht behindern - dies schließt auch für die gesellschaftliche, soziale Dimension einer nachhaltigen Energiewende ein.

Dezentrale Energiestrukturen erfordern hohe Speicherkapazitäten und flexible Netze; zentrale Strukturen benötigen weniger Speicher und überregionale / internationale Netze über weite Entfernungen, diese fördern Abhängigkeiten.

SuedLink ist eher ein Element der zentralen Energiestruktur, denn dessen Zweck ist der Transport von großen Strommengen über große Entfernungen durch Hochspannungs-Gleichstrom-Übetrtragung, HGÜ.

 

Was ist HGÜ?
> http://suedlink.tennet.eu/technologie/hochspannungs-gleichstrom-uebertragung.html

In die bestehenden und im Zuge der Energiewende noch weiter anzupassenden Wechselstromnetze können HGÜ nur über Konverter integriert werden. Konverterstationen sind bautechnisch aufwändige Anlagen, deren Standort nach umweltfachlichen und raumordnerischen Aspekten von den örtlich zuständigen Behörden geprüft wird.
> http://suedlink.tennet.eu/technologie/konverter.html

Der vom Bundestag verabschiedete Bundesbedarfsplan legt für SuedLink nur die Netzverknüpfungspunkte verbindlich fest; für den Netzpunkt Wilster wird der Konverterstandort innerhalb eines 10-km Umkreises gefunden, der Standort des AKW Brokdorf liegt innerhalb dieses Kreises, für den Netzpunkt Grafenrheinfeld in Bayern gilt dies für den gleichnamigen AKW-Standort.

 

Sind Erdkabel Alternativen?

Der Netzpunkt Wilster wird auch die Verknüpfung mit NordLink herstellen; im Oktober 2014 ist diese HGÜ-Seekabel-Verbindung von und nach Norwegen genehmigt worden, um die dortigen Stromkapazitäten aus Wasserkraft in das großräumige Netz einspeisen zu können.

> http://www.tennet.eu/de/netz-und-projekte/internationale-verbindungen/nordlink.html

Technisch erscheint es möglich, Teile oder die gesamte SuedLink-Verbindung über ein im August 2014 vom Kabelhersteller AAB öffentlich vorgestelltes neues Erdkabel zu realisieren.

> http://suedlink.tennet.eu/technologie/freileitung-oder-erdkabel.html

Ein Vorschlag für eine Gesamt-Erdverkabelung stammt von dem Ingenieurbüro Claus Rennert aus Müden /Aller.

> http://www.infranetz.com/

 

Ist die SuedLink-Trasse mit einer Mastenreihe der Schlusspunkt?

TenneT hat am 12. Dezember 2014 den Antrag auf Bundesfachplanung für die erste (!) SuedLink-Verbindung Nr. 4 Wilster – Grafenrheinfeld bei der Bundesnetzagentur eingereicht. Hierbei ist dieses Vorhaben Teil des „SuedLinks“, der auch das Bundesbedarfsplanvorhaben Nr. 3 Brunsbüttel – Großgartach umfasst. 

> http://suedlink.tennet.eu/fileadmin/antrag/antrag_texte_final/AVZ_141212.pdf

Die Energieübertragung ist als Gleichstromverbindung mit einer Leistung von ca. 2 Gigawatt, GW und auf einer Spannungsebene von ca. 500 Kilovolt nur für das Vorhaben Nr. 4 beantragt. Zusammen mit dem Vorhaben Nr. 4 erhöht sich die Leistung auf 4 GW auf der SuedLink-Mastenreihe.

In den Netzentwicklungsplanungen ist im Szenario für 2034 eine Gesamtleistung von 10 GW für den „Nord-Süd-Ausgleich im Zuge der Energiewende“ die Rede.

> http://www.netzentwicklungsplan.de/netzentwicklungsplan-2014-erster-entwurf   sowie

> http://www.netzentwicklungsplan.de/_NEP_file_transfer/NEP_2014_2_Entwurf_Teil2.pdf

dort Seiten 254 ff: Korridor C: DC-Netzausbau: HGÜ-Verbindung zwischen Schleswig-Holstein – Niedersachsen – Baden-Württemberg – Bayern (SuedLink)

Wenn diese 10 GW Übertragungsleistung nicht auf einer Mastenreihe realisiert werden kann sind mehrere parallele Mastenreihen auf der nunmehr beantragten SuedLink-Trasse die Folge – oder aber neue Trassenfindungen.

 

Warum ist der Trassenkorridor „Ost“ als „nicht in Betracht kommend“ bewertet worden?

Bei dem Bewertungskriterium Engstellen liegt der Korridor „Ost“ deutlich, beim Kriterium Flächen mit sehr hohem Raumwiderstand leicht besser als die anderen 3 Alternativen. Die

Kriterien „Bündelungsoption und Inanspruchnahme von Landschaft (Längen)“ werden vorrangig angeführt, d.h. SiedLink kann dort nicht auf bereits vorhandenen Leitungstrassen - technisch - gebündelt bzw. in vorbelasteten Regionen - rechtlich möglicherweise - vorteilhafter realisiert werden; zudem ist die Leitung viel länger also kostenungünstiger und sie verläuft durch Sachsen-Anhalt und Thüringen and damit nicht mehr ausschließlich im Geschäftsgebiet TenneT, was einen weiteren Antragsteller einbeziehen notwendig machen würde.

Zudem ist zu hinterfragen, inwieweit die für die Trasse „Ost“ angeführten Kriterien „sehr hoher Raumwiderstand sowie Mehrfachbelegung (Querriegel mit 5-/6-fach Belegung durch Kriterien hohen Raumwiderstands)“ einen Vergleich standhalten mit anderen mehr vorbelasteten und dichter besiedelten Regionen - wie die nunmehr im Antrag einbezogenen Alternativen westlich von Hannover einschl. Schaumburg.

 

Verhindert SuedLink die Energiewende in Bayern?

Wird die „Steckdose Wilster“ nach Grafenrheinfeld „verlängert“ so ergibt sich eine Situation, die die bayrische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner in DIE ZEIT 10.02.2014 als durchaus vermeidbar umschrieb: Ein neues schnell hochfahrendes Gasturbinen-Kraftwerk in Grafenrheinfeld brächte nur Vorteile: Bayern sei dann "nicht auf Produzenten andernorts angewiesen", die Versorgungssicherheit werde erhöht und die Netzstabilität lasse sich mit geringeren Eingriffen gewährleisten. 

Windstrom ist in Bayern anders als andernorts nach dem im November 2014 im Landtag in München mehrheitlich verabschiedeten „Windrad-Gesetz“ nur nach der sogenannten 10H-Regelung möglich: Der Abstand einer Windkraftanlage zum nächsten Wohnhaus muss in Zukunft das Zehnfache der Höhe betragen – es sei denn, eine Kommune weicht per Beschluss davon ab.

Ganz ohne Widerspruch ist dies auch in Bayern nicht und ganz so leicht offensichtlich auch nicht für wendewillige betroffene Kommunen:

> http://www.iwr.de/news.php?id=27884

 

Grafische Darstellung der Stromerzeugung und des -transports in Deutschland: Grafik Strom in Deutschland

 

 

"Es wäre wenig in der Welt unternommen worden, wenn man immer nur auf den Ausgang gesehen hätte." (Gotthold Ephraim Lessing)