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Exkursion nach Heidelberg und Weikersheim

11.04.2016 Heidelberg. Am 10. und 11. April machten sich 6 Mitglieder des Vereins auf den Weg nach Baden-Würtemberg, um dort mehrere Klimaschutz- und Energiewendeprojekte zu besichtigen.

 

Schatzmeister Hans-Jörg Kohlenberg (der als Reiseführer fungierte), sowie die beiden Vereinsmitglieder Thilo Runge und Hartmut Winkelhake starteten die Reise nach Heidelberg bereits am Sonntag, um am Montagmorgen die in der Entstehung befindliche größte deutsche Passivhaussiedlung im Herzen Heidelbergs, der sogenannten Bahnstadt, zu besichtigen. Hier sollen nach der endgültigen Fertigstellung mehrere tausend Einwohner leben und Arbeitsplätze für rund 6.500 Menschen entstehen.

 

Gegen Mittag stießen die mitreisenden Christian Deterding, Klaus Büsking und Manfred Krause beim zweiten Reiseziel, dem Geflügelhof-Ehrler, dazu. Am südlichen Stadtrand von Heidelberg betreibt der Landwirt Ehrler seit über 2 Jahren eine Trockenfermentations-Biogasanlage. Diese stellt einen Fortschritt in der umweltverträglichen Bioenergieerzeugung dar. Anders als bei den bisher bekannten Großanlagen wird das Biogas in kleineren Einheiten erzeugt und treibt ein 75 kW-Blockheizkraftwerk an. Gegenüber herkömmlichen Anlagen erfordert der Gärprozess hierbei keinen Mais in großen Mengen, was sich positiv auf die Fruchtfolge der Zulieferung auswirkt. Beliefert wird die Anlage auf dem Hof  Ehrler mit einem Gemisch aus Pferdemist, Silage und dem "hausgemachten" Hühnermist. Als Restprodukt nach der Vergärung entsteht ein hochwertiger Dünger, der gern von den umliegenden Landwirten auf den Äckern verteilt wird. So schließt sich ein perfekter Kreislauf von Abfallverwertung, Energieerzeugung und Reststoff-Recycling.

 

Der erzeugte Strom wird zum kleinen Teil auf dem eigenen Gelände genutzt, jedoch der weitaus größere wird ins öffentliche Netz eingespeist und versorgt etwa 200 Haushalte mit Energie. Die Abwärme des BHKW wird vor Ort für Heizzwecke genutzt. Die Kombination macht den Betrieb einer derartigen Anlage sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich interessant.

 

Landwirt Ehrler berichtet sehr ausführlich über Anfangsprobleme und seinen  manchmal steinigen Weg bis zum zuverlässigen und effektiven Betrieb seiner Anlage. Sehr viele Fachbegriffe und Diskussionen über hochkomplexe Prozesse zwischen dem Entwickler, Christian Deterding aus Wiedensahl, Herrn Ehrler und den Landwirten Thilo Runge und Hartmut Winkelhake bestimmen die Gespräche. Klaus Büsking konnte mit seiner langjährigen Erfahrung als verantwortlicher Betreuer von Biogasanlagen bei der AWS viel mit seinem Sachverstand beitragen. Ein äußerst komplexes Betätigungsfeld tut sich für den Betreiber und den Service solch einer Anlage auf. Respekt vor dem Entwickler dieses Anlagenkonzeptes, der Firma DENABA aus Wiedensahl.

 

Für den Landkreis Schaumburg kann dieses Thema unter anderem bedeutsam sein, weil das noch kleine Unternehmen DENABA seinen Sitz in Wiedensahl hat und sich zu einem potenziellen Arbeitgeber entwickeln kann. Es macht daher Sinn, eine mittlerweile ausgereifte Referenzanlage hier zu bauen, um mögliche Interessenten nicht in weit entfernte Standorte zu schicken. Daher wurde die Idee geboren, beim Neuland-Hof Runge in Nordsehl solch eine Anlage zu bauen und zu betreiben. „Gefüttert“ werden soll diese geplante Anlage mit hofeigenem Mist, mit Mist aus mehreren umliegenden Pferdeställen und gärfähigen Feststoffen. Mit dem produzierten hochwertigen Biogas soll primär Strom in einem BHKW erzeugt werden, kann jedoch auch als Betriebsstoff für Fahrzeuge Anwendung finden. Die beim Betrieb anfallende Abwärme wäre auch geeignet, das Wasser im Schwimmbecken der gegenüber liegenden Badewonne - auch im Sommer – zu erwärmen. Die Reststoffe aus der Anlage sollen als biologischer Dünger für die Felder der umliegenden Landwirte verwendet werden.

 

 

Weiter ging die Autofahrt der 6 Vereinsmitglieder zum dritten Ziel der Reise zum HOF8 nach Weikersheim im Taubertal. Hier liegt im Kern des Ortsteil Schäftersheim ein umgebautes landwirtschaftliches Anwesen. Es handelt sich um ein Plus-Energie-Bauernhof, der ausschließlich mit regenerativer Energie betrieben wird. Hier kommen eine große ästhetische PV-Anlage, Grundwasser-Wärmepumpe, ökologische Dämmmaterialien und Wärmerückgewinnung aus Abluft zusammen auf eine Energiebilanz, die mehr Energie erzeugen, als auf dem Gelände verbraucht werden.

 

Das Anwesen beherbergt derzeit ein Planungsbüro der Firma Klärle Gesellschaft für Landmanagement und Umwelt mbH, eine Hebammen-Praxis und zwei barrierefreie Senioren-Wohnungen. Für weitere noch ungenutzte Räumlichkeiten werden derzeit Konzepte entwickelt. Insgesamt bietet der Hof8 Platz für ca. 50 Nutzer und Bewohner.

 

Der Geschäftsführer Andreas Fischer-Klärle präsentierte den Gästen sehr eindrucksvoll Werdegang und Konzept des eigentlich zum Abriss gedachten Bauernhofes. Mit Hilfe eines ambitionierten Teams aus Eigentümern, Architekt und - nicht zuletzt - mit wohlwollender Unterstützung aus dem Kreis der Dorfbewohner, konnte ein architektonisch und ökologisch einmaliges Vorzeigeprojekt realisiert werden. Mehrere Auszeichnungen (für Nachhaltigkeit und für die Architektur) rechtfertigen die Fördergelder von 220.000 € aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (2012).

 

Nach einem abschließenden „Kaffeekränzchen“ tritt die - von so viel positiven Erlebnissen und Informationen - tief beeindruckte und erschlagene Gruppe am späten Montagnachmittag ihre lange Heimfahrt ins Schaumburger Land an.

 

"By the Way" diente die Reise auch hervorragend der Vertrauensbildung innerhalb der Gruppe und der Erkenntnis, dass im Verein jede Menge Sach- und Sozialkompetenz zusammen gefunden hat. Die Mitglieder wollen sich auch künftig mit Spaß und Freude für die Energiewende engagieren.

Fotoserien

Exkursion nach Heidelberg und Weikersheim (MO, 11. April 2016)

Impressionen.

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Veröffentlichung

Mo, 11. April 2016

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